Mittwoch, 30. April 2014

Mörderische Stacheln: Bienen summen das Lied vom Tod


Eine eBook-Rezension


Schmerzhaft soll er ja sein, der Stich einer Biene. Aber tödlich für Menschen? Die Angreiferin (nur Weibchen stechen!) muss stets dran glauben, weil sich der Stachel so im menschlichen Leder verhakt, dass ihr gleich der halbe Hintern mit zerreißt − was dem Gestochenen gewiss nicht blüht. Sein Leben ist erst bei außergewöhnlich heftiger körperlicher Gegenwehr bedroht, zum Beispiel bei einem allergischen Schock. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei so gering, dass man eher gleich zweimal im Leben vom Blitz erschlagen werde, beruhigt uns der Imkerverein Büchertal im Netz. Ein aktueller eBook-Thriller greift das Thema auf: In summ summ summ Bienchen bringt dich um von Anton Winkler ist es vorbei mit der Sanftmut der Bienen. Eine unterhaltsame Beunruhigung.

Die Varroa-Milbe gilt als Hauptübeltäter. Das Bienensterben, von dem seit Jahren die Rede ist, geht überwiegend auf ihr Konto. Notgedrungen greifen Imker zur chemischen Keule. Ob die Bekämpfungsmittel auch die Gesundheit der Bienen schädigen oder ihr Verhalten ändern − daran scheiden sich die Geister: Naturschützer und Imker sind kritisch, die Produzenten halten ihre Mittel für unbedenklich.

Ein Fragezeichen, aus dem der Autor den roten Faden spinnt, an dem er die Episoden seiner Erzählung aufreiht. Jedes Kapitel handelt von unterschiedlichen Personen mit verschiedenen Berufen und Lebensentwürfen, miteinander zudem nicht persönlich verbunden. Die Abschnitte könnten daher auch einzeln gelesen werden, aber erst das gemeinsame Schicksal aller, am Ende ihrer eigenen Geschichte von einer Biene ins Jenseits befördert zu werden, macht den Reiz der gesamten Handlung aus. Woher die mitwirkenden Fluginsekten ihre mörderischen Talente hatten, erfährt der Leser erst am Schluss.

Ein gelungener Thriller um ein aktuelles ökologisches Problem, das den Leser immer wieder neugierig macht auf die Auflösung des rätselhaften Zusammenhangs aller beschriebenen Einzelschicksale. Bemerkenswert auch die unaufgeregte, aber lockere, stellenweise auch humorvolle Sprache des Autors, mit der er trotz der Kürze der Einzelepisoden dem Leser ein Bild der Personen zeichnet.

Das eBook ist nicht umfangreich, daher schnell zu lesen, bei passender Gelegenheit auch in einem Rutsch. Vielleicht im Kaffeegarten einer Konditorei, bei Cappuccino und − natürlich − Bienenstich.

Anton Winkler
(angegebene) Seiten: 59
Preis (am Tag dieses Blog-Posts): € 0,99
erschienen als eBook bei neobooks
erhältlich auch in anderen online-Buchhandlungen

© Text: Joachim Hübner 2014 – Alle Rechte vorbehalten.

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